Völkermord


Die Führer des Dorfes waren Gallo Sohn des Gallo von der Familie Murad, sowie Gallo Tuma von der Familie Grigo und Gergo Sohn des Priesters Asmar von der Familie Qaschischo Aho.

Im Dorf trafen viele Flüchtlinge aus anderen Dörfern des Tur Abdin ein, wie die aus Habasnos, Midyat, Bothe, Kfarze, Kafro Elojto, Mzizah und Urdnas. Hinzu kamen die Flüchtlinge von den weit Gehgegenden, die den Gemetzeln entkamen und sich retten konnten, wie Deqlath, Bscheriye, Gozarto, Hesen Kipho und Mifarqin, so das die Zahl der Personen auf 7000 stieg. All diese Leute erzählten einander von ihren eigenen Nöten, und über die Blutbäder, die die Feinde der Christen anrichteten.

Der Führer und Organisator des Kampfes in Ainwardo was Masud Sohn des Schemun von der Familie Mirza. Er war ein weiser und im Kampf ein tapferer Krieger. Er sammelte um sich alle mutigen Männer und Jungen, rüttelte sie wach, indem er ihnen Standhaftigkeit, Entschlossenheit und Eifer einflößte, damit sie sich und ihre Brüder verteidigen und gegen die boshaften Türken, die Feinde des Christentums, bis zum letzten Atemzug zu kämpfen. Und alle beschlossen bis zum Ende zu durchzuhalten.

Dann bestellte der Regierungsbevollmächtigte von Midyat die Führer der kurdischen Dörfer zu sich, gab ihnen den Befehl alle ihre Männer zu sammeln und sie in zwei Regimentern zu teilen. Ein Heer soll Arnas angreifen und ein weiteres Ainwardo. Sie sollten alle Christen angreifen und sie massakrieren, so dass ihnen kein einziger entkommt. Aziz Agha aber, der Führer der Gegend sagte zum Bürgermeister: "Wir können nicht gleichzeitig auf zwei Fronten kämpfen, zuerst überfallen wir Ainwardo, und wenn wir sie ausgetilgt haben, wenden wir uns Arnas zu und vernichten es". Der Vorschlag gefiel dem Regierungsbevollmächtigen und den anderen, die er zu Beratung gerufen hat. Anschließend sammelten sich alle Sippen aus den kurdischen Dörfern des Tur Abdin und Ramman, die Männer des Ahmed Agha, des Salem Agha, der Sippen um Mardin, die Muhallemiten, sodass ihre Zahl auf 13000 stieg. Der Regierungsbevollmächtigte verteilte an sie Proviant und bewaffnete sie mit Handfeuerwaffen. Und alle marschierten auf Ainwardo zu. Zusätzlich zu den genannten kamen auch andere, die sich aus vielen Gegenden vereinigten. Am Ende des Monats Juli (nach der östlichen Zeitrechnung) erreichten sie um die dritte Stunde die Höhe dem Dorf gegenüber und eröffneten das Feuer auf Ainwardo. Aus dem Dorf gingen tapfere Männer die sich ihnen widersetzten. Sie fingen an gegeneinander zu kämpfen. Die feindlichen Banditen rannten schnell bis sie die Tenne unter dem Dorf erreichten, aber viele von ihnen wurden getötet.
Zur Zeit des Krieges lebte in Ainwardo ein Bischof Namens Mor Philoxenus Abdul Ahad von der Familie Mase aus Kafro Elojto vom Mor Qartamin Kloster und mit ihm waren viele Priester und Mönche. Sie harrten fastend und betend vor Gott, damit er durch die Fülle seiner Barmherzigkeiten den Zorn, der über die Christen herein gebrochen ist, aufhebt. Sie hielten Wache Tag und Nacht und außer weinen und beten vor Gott taten sie nichts.

Die Kämpfer wurden zurückgedrängt, flohen und versteckten sich in der Kirche, der Mut verließ alle und die Knie fingen vor Angst an zu zittern. Dann kam Mesud und brüllte die Kämpfer wie ein Löwe an, rief in sie den Geist des Kampfes wach. Dies gab ihnen Mut und er befahl ihnen in den Kampf zurückzugehen. Alle wurden vom Mut erfüllt und gingen hinaus zum Kampf, er ging voraus, und sie folgten ihm. Die Aramäer griffen den Feind mit großem Mut an. Gott half ihnen und sie errangen einen Sieg über die Gottlosen, die den Kampf verloren hatten. Sie flüchteten und einige hatten Tote zu beklagen. Ein furchtloser junger Mann konnte die Fahne des Krieges von ihnen ergattern und ging eilend in die Kirche, um die die Botschaft des Sieges dem Volke zu verkünden. Das Volk nahm die Flagge von ihm und händigte sie dem Bischof aus, der sie ins Feuer werfen ließ. Er erhob sein Gebet zu Gott und sagte; " Der Herr möge euer Helfer sein und euch vor dem Feuer schützen" und von Gott erflehe ich, das die Feinde wie Rauch verwehen.

Freitag und Sonnabend vergingen und der Sonntag kam. Die Aramäer dachten, dass es keine Hoffnung für die Rettung gäbe, weil das türkische Volk so hartherzig war. Umso länger der Krieg dauerte, desto heftiger wurde er. Die Feinde schrieen: "Wehe, wehe! Eure Stunde ist nahe, wir werden keinen von euch übrig lassen". Ein harter Krieg, bei dem kein Ende in Sicht war, Soldaten fielen von beiden Seiten, der Gestank der verwesten Leichen verpesteten die Luft, kein Tag verging, ohne das Tote von den beiden Seiten gefallen waren. Und der Kampf dauerte immer von morgen bis abends. Sonntagnacht machten sich die Aramäer auf einen blitzartigen Angriff und besiegten sie, viele von ihnen wurden getötet. Demgegenüber fielen 26 Männer der Aramäer. Die Waffen krachten die Erde bebte. Dann kehrten sie ins Dorf zurück und bauten Mauern um die Häuser und um die Eingänge des Dorfes. Dieser Krieg dauerte 10 Tage. Danach beriefen die Armeeoffiziere zu einer Sitzung mit den Führern ein und berieten sich über die Lage und beschlossen: "Vor dem Läuten der Kirchenglocken am Sonntag werden wir in die Hörner blasen. Sobald die Hörner zu hören sind, greifen wir blitzschnell das Dorf an, und jeder schreit: "Mohammed Salawat".

Oje, dieser Sonntagmorgen! Sie bliesen in die Hörner von allen Seiten. Die Erde bebte vom Donner der Hörner, den Geschrei, der Lärm der Geschütze und der Handschusswaffen. unzählbare Tote fielen von beiden Seiten. Der Feind konnte eine feste Ruine einnehmen, die östlich des Dorfes lag, und in ihr töteten sie 10 Krieger aus Kferze. Diese Schlacht dauerte bis in den späten Abend. Die Aramäer schlugen in der Nacht zurück, die von Feinden eingenommene Ruine eroberten sie wieder und töteten viele der Feinde. Dienstagnacht wiederholten sie den Angriff aufs Dorf, wieder wurden von ihnen 50 Männer getötet unter ihnen ein großer Führer. Sie verloren die Nerven, die Klageschreie stiegen hoch und sie wussten nicht, was sie zu tun war.

Die Feinde baten um dringende Hilfe aus Amid (Diyarbakir) und Mardin, um Munition und Waffen. Raschid, der Bürgermeister von Amid (Diyarbakir) und Badri der Bürgermeister von Mardin schickten ihnen alles, was sie wollten. Zusätzlich schickten sie mit Schawkat Beg Sohn des Mohammed Agha eine große Kugel, die mehr als 1 Kilo wiegte. Sie setzten mit ihrer ganzen Kraft den Angriff auf Ainwardo fort, um es um jeden Preis zu bezwingen, seine Bewohner niederzumachen, ihre Eigentümer zu rauben und ihre Frauen zu entführen. So verblieben sie ungefähr 20 Tage. Die Toten beider Seiten häuften sich.

Eine Gruppe wurde ausgesondert Blei zu gießen, man ließ in den Häusern weder Kupfer noch Blei, was man nicht zu Munition umwandeln konnte.

Danach informierten die Feinde dem Bürgermeister von Hergang vom Stand der Dinge, der dem Scheich Doro befahl, mit seinen Männern zu kommen und den Kurden zu helfen. Als der Scheich in Ainwardo antraf, schickte er drei Aramäer und bot ihnen den Frieden an, und schwor darauf, dass er von seiner Frau geschieden sein möge, wenn er sein Versprechen nicht einhält. Als sie in seine Nähe kamen, sagte er zu ihnen: " Ihr müsst wissen, dass ihr durch eure Auflehnung gegen die Regierungskräften, den Tot und die Vernichtung über euch und über alle Christen bringt. Ihr müsst eure Waffen uns ausliefern und wir versprechen euch, dass niemand euch von nun an töten werde. Die Aramäer antworteten und sagten: "Ihre Rede gefällt uns, erlaube uns ins Dorf zurückzukehren und unseren Leuten zusagen, auf ihre Worte zu hören und ihren Vorschlag anzunehmen". Darauf ließ der Scheich, sie ins Dorf zurückkehren. Die Aramäer aber diskutierten den Vorschlag und sagten zueinander: "Wenn wir ihnen unsere Waffen ausliefern, ergeht es uns noch schlimmer als mit den anderen, die sich auf ihre Versprechungen verließen. Es ist besser einzeln zu sterben als die Massenvernichtung zu erleiden. Und so beschlossen sie den Krieg fortzusetzen.

Die Feinde wurden vom Zorn des Teufels besessen und kämpften weitere 30 Tage. Es sammelten sich bei Ihnen viele Sorten von Waffen, die von überall her kamen. Die Gottlosen Frevler wunderten sich über dieses Dorf. Am Ende sahen sie ein, dass dieses Dorf unbesiegbar ist und es war so, als ob der Herr sie mit einem Balken vor Augen geschlagen hat und so wurden sie müde und schwach.

Erneut schickten sie einen Bericht an den Bürgermeister von Mardin und informierten denselben über den Stand. Dieser Tobsüchtige wollte diesmal hinterlistig zu seinem Ziel kommen. So sandte er einen Mönch Namens Jeschu mit einem Priester Johannon nach Ainwardo, um sie zu überreden, dass sie sich ergeben. Die Aramäer lehnten jedoch den Vorschlag ab und sagten zu ihnen: " Wenn wir auf euch hören, gehen wir verloren". Die Vermittler kehrten zurück und die Kurden belagerten weiterhin das Dorf.

Die Zunge ist unfähig die Bewohner von Ainwardo zu rühmen, und die Feder versagt zu beschreiben die Leiden, Qualen, Armut, Drangsale, den Trauer, den Hunger, die Angst und Furcht, die die Christen in Ainwardo ertragen mussten. Viele Frauen und Kinder starben vor Furcht. Und durch den Gestank der verwesten Leichen erkrankten viele Krieger und aus Mangel an Nahrung mussten sie ihr Vieh schlachten.

Zum Schluss wurden die Sippen müde und schwach, und sie schickten Vermittler nach Ainwardo und ließen ihnen sagen: " Die Bewohner von Arnas haben sich zum Islam bekannt, macht es wie sie und ihr könnt euch retten". Dann schickten sie andere und ließen ihnen sagen: " Es genügt zu kämpfen, sucht einen Mittler zwischen uns und euch, um über den Frieden zu Verhandeln, und das Feuer des Krieges zu löschen". Die Aramäer sagten: " Wenn das stimmt, was Sie sagen, schickt uns Scheich Fathalla Sohn des Scheich Ibrahim den Führer von Ainkaf und wir befolgen alles, was er sagt und enthüllen ihm die Geheimnisse unserer Herzen". Als der Erwähnte kam, gingen drei Aramäer zu dem Führer, küssten seine Hände und sagten zu ihm: "Wir folgen ihrem Vorschlag und Gewissen, wir haben keinen anderen Helfer nach Gott, außer ihnen, und mit allem was Sie sagen und versprechen und bestimmen sind wir einverstanden". Er beruhigte sie und ging zu den osmanischen Führern, die ihrerseits versprachen die kurdischen Sippen von der Umgebung des Dorfes zurückziehen zu lassen, und ihnen zu befehlen das Dorf nicht mehr anzugreifen. Nachdem sie diese Vereinbarung beschlossen haben, sammelten sie die Waffen und schickten sie zu Fathalla. Anschließend zogen sich die osmanischen Kräfte und die kurdischen Sippen vom Dorf zurück, und der Scheich Fathalla ermahnte sie, den Christen keinen Schaden zuzufügen. Der Krieg zwischen den beiden Parteien dauerte ganze 60 Tage. Die Christen blieben in ihren Dörfern und wagten es nicht aus Furcht vor ihren kurdischen Nachbarn von Urdnas, Halach und Mzizah, zu verlassen; denn die Kurden stellten den Aramäern immer wieder Fallen auf den Wegen und brachten so viele sie konnten um, und so wurden von den Aramäern mehr umgebracht als in zwei Monaten dauernden Krieg. Das Sprichwort sagt: "Was ein Betrüger mit seiner List leistet, kann ein Gescheiter mit seiner Klugheit nicht tun".


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